Grundsätzlich ist bei der medizinischen Basisversorgung von Dysphagiepatienten eine qualifizierte neurologische, internistische und HNO-ärztliche Diagnostik Voraussetzung. Eine ausführliche Anamnese und eine orientierende klinische Diagnostik können entscheidende Hinweise auf eine Schluckstörung oder sogar auf Aspiration geben.
Zur medizinischen Basisversorgung zählt die Ernährungssicherung durch parenterale Ernährung (Umgehung des Magen-Darm-Traktes durch peripher- oder zentralvenösen Zugang). Eine nasogastrale Sonde wird oft am Beginn der Erkrankung bei fehlender Vigilanz und zur vorübergehenden enteralen Ernährung eingesetzt. Hierbei muss allerdings beachtet werden, dass durch den Sondenverlauf durch Naso- und Oropharynx die ohnehin gestörte Schluckfunktion teilweise erschwert wird. Kann der Patient längerfristig nicht oral ernährt werden, kommen die perkutan endoskopische Gastrostomie ([PEG]) oder Duodeno- bzw. Jejunostomie zum Einsatz.
Bei Speichelaspiration (silent aspiration) mit unzureichender Sauerstoffversorgung und / oder pathologischem Lungenbefund hat der Schutz der tiefen Atemwege oberste Priorität. Der erforderliche Schutz kann durch Tracheotomie unter Einsatz von Trachealkanülen sichergestellt werden. Je nach pathologischen Verhältnissen kommen verschiedene Kanülenarten zum Einsatz.
Regelmäßige bronchoskopische Kontrollen und optimales Trachealkanülenmanagement sind unerlässlich, um Komplikationen im respiratorischen Trakt zu verhindern. Die Vermeidung von Aspiration und ihren Komplikationen kann unter anderem durch Modifikation der oralen Nahrungszufuhr (adaptierende Maßnahmen durch Dysphagietherapeuten), optimale Mund- und Zahnpflege (durch Krankenpflege oder Angehörige), Anfeuchten der Atemluft bei Kanülenträgern (Inhalationsgeräte, Vernebler, „feuchte Nase“), optimales Trachealkanülenmanagement und medikamentöse Beeinflussung der Speichelproduktion erfolgen.
Aspiration von Nahrung / Flüssigkeiten | Aspiration von Speichel mit unzureichender O2 – Versorgung / pathologischem Lungenbefund | Bei verbessertem Speichelschlucken, ausreichender O2 – Versorgung und unauffälligem Lungenbefund |
Sicherung der Ernährung | Schutz der tiefen Atemwege | Schrittweise Dekanülierung |
Parenterale Ernährung (Umgehung des Magen-Darm Traktes)
Enterale Ernährung
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Tracheotomie, Trachealkanüle
Kanülenarten
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TABELLE: verschiedene Trachealkanülen
[QUELLE:Dr.H.Schröter-Morasch(1999):medizinische Basisversorgung von Pat. mit Schluckstörungen.In:Bartolome et al:Schluckstörungen-Diagnostik und Rehab.]
Weitere mögliche medizinische Maßnahmen:
- Antibiotische Therapie der Aspirationspneumonie
- medikamentöse Speichelreduktion
- bei Reflux ([Refluxösophagitis]) Gabe von Protonenpumpenhemmern
- Psychotherapeutische Betreuung
Informationen zur Erkrankung Dysphagie
2. Ursachen von Dysphagien und deren Prävalenz
- 2.1. Störung der sensomotorischen Steuerung des Schluckvorganges – Neurogene Dysphagien
- 2.2. Strukturelle Veränderungen
- 2.3. Weitere Ursachen
3. Klinische Symptomatik – Wie bemerkt man eine Schluckstörung?
- 3.1. Orale und pharyngeale Phase
- 3.2. Ösophageale Phase
- 3.3. Pathophysiologische Symptome
4. Mögliche Beeinträchtigungen und medizinische Komplikationen
5. Interdisziplinäre Diagnostik von Dysphagien
- 5.1. Standard Diagnostik
- 5.2. Ergänzende Diagnostik
6. Medizinische Basisversorgung
- 7.1. Störungsspezifische Verfahren: funktionelle Dysphagietherapie (FDT)
- 7.1.1. Grundlagen der funktionellen Dysphagietherapie
- 7.1.2. Komponenten der Funktionellen Dysphagietherapie
- 7.1.2.1. Restituierende Verfahren
- 7.1.2.2. Kompensatorische Methoden
- 7.1.2.3. Adaptierende Maßnahmen
- 7.2. Holistische Verfahren: facio-orale Therapien
- 7.2.1. Therapie des facio-oralen Traktes (FOTT™)
- 7.2.2. Orofaciale Regulationstherapie (ORT)
Links und Dokumente
Wikipedia (deutsch)
dysphagia.com (englisch)
dysphagiaonline.com (multilingual)